Über mich (Dr. Hendrik Wahler)
Seit ich einigermaßen klar denken kann, bin ich fasziniert, ja fast besessen von der Frage nach dem guten Leben. Diese Frage ist für mich nicht nur ein theoretisches Thema, über das man viel und lange philosophieren kann. Das gute Leben ist für mich vor allem ein praktisches Problem. Wer mit dem Leben wunderbar klarkommt, der fängt nicht an, sich mit solchen Fragen zu beschäftigen. Mich hingegen haben diese Fragen umhergetrieben und schließlich durch mein Philosophie-Studium geführt. Diese Studienjahre haben meine Verbundenheit mit der Philosophie zwar nochmals erweitert und vertieft; sie haben aber auch zu einer bitteren Erkenntnis geführt: Die akademische Philosophie beschäftigt sich vor allem mit einem: sich selbst. Die meisten Probleme, die in meinen Vorlesungen und Seminaren behandelt wurden, waren selbstreferenziell und „intern“. Niemand außer uns Fachidioten konnte überhaupt verstehen, warum dies oder jenes ein Problem darstellt. Es war praktisch aussichtslos, Freunden und Verwandten zu erklären, mit was ich mich inhaltlich so beschäftige. In der akademischen Landschaft schien das Motto vielmehr zu sein: „Von Philosophen – für Philosophen!“
So blieb man zumindest unter sich. Wenn man das Naturschutzgebiet „Uni“ einmal verlassen musste, war es aber doch sehr irritierend, wie wenig die Probleme in der wirklichen Welt „da draußen“ mit denen zu tun hatten, die wir in den Vorlesungen behandelten. Dazu gab und gibt es natürlich Ausnahmen, und wahrscheinlich zeichne ich dieses Bild der akademischen Philosophie auch sehr einseitig, aber das war damals eben das vorherrschende Gefühl, nicht nur bei mir, sondern auch bei vielen befreundeten Kommilitonen. Bei mir führte das vor allem zu einem: Frustration. Von meinem anfänglichen Plan, mich in einer akademischen Karriere zu versuchen, nahm ich mehr und mehr Abstand: Ich wollte etwas in der Welt da draußen machen – auch wenn ich dabei vielleicht die Philosophie etwas vereinfachen und über einige Grundprobleme hinwegsehen müsste. Dafür aber konnte ich jedem Menschen erklären, was genau ich da in der Philosophie so mache. Denn das Problem des guten Lebens ist zunächst ein praktisches Problem, das jeder Mensch hat und jeder Mensch versteht. Natürlich gibt es hier auch ein tieferes Problemverständnis, aber im Großen und Ganzen kann man Nicht-Philosophen problemlos erklären, warum die Frage nach dem eigenen Lebensglück nicht ganz unwichtig ist.
Das war für mich wichtig, denn in meiner Brust schlugen und schlagen zwei Herzen: Ein theoretisches, philosophisch denkendes, kritisch reflektierendes Herz, das wunderbar in die akademische Philosophie passte. Aber dann war da noch ein praktisches, pragmatisches, suchendes Herz, das einfach nur ein besseres Leben führen und weniger leiden wollte. Für mich gibt es das eine nie ohne das andere: Eine theoretische Philosophie, die sich nicht um die wirklichen Probleme der Menschheit kümmert, führt zu einer Entfremdung – die Philosophen verlieren dann nicht nur den Kontakt zu ihren Mitmenschen, sondern auch zu ihrer eigenen Lebenswelt. Aber eine rein praktische Philosophie, die einfach die Augen vor den philosophischen Problemen verschließt und ihren eigenen Anspruch zu Gunsten einer erfolgreichen Massenvermarktung aufgibt, führt zu einer Entfremdung von sich selbst. Derartige einseitige Lösungen bleiben am Ende nicht nur oberflächlich, sie funktionieren im wahren Leben auch einfach nicht. Binsenweisheiten und Poesiealbums-Sprüche à la „Denk positiv“ oder „Du kannst alles erreichen, wenn du nur willst“ überleben keinen Test im wirklichen Leben (zumindest nicht außerhalb der Scheinwirklichkeit der oberen 1%). Auch praktische Philosophie muss also fundiert sein, sie benötigt Tiefe und einen Anspruch an sich selbst. Ich fühle mich daher nicht nur gegenüber den Menschen, der Welt und dem Leben verpflichtet – sondern auch gegenüber der Philosophie selbst.
Die unauflösbare Verbindung von Theorie und Praxis war für mich dann auch der Grund, meine Abschlussarbeit über „Philosophische Lebensberatung“ zu schreiben. Obwohl dieses Thema bei vielen Philosophen kein hohes Ansehen besitzt und aktuell nicht zum akademischen Mainstream gehört, habe ich offene Ohren dafür gefunden und konnte mein Studium „mit Auszeichnung“ abschließen. Dieser positive Zuspruch meiner betreuenden Dozenten und Professoren hat mich dann motiviert, direkt eine Promotion anzuschließen. Das Thema meiner Doktorarbeit ist nun keine wirkliche Überraschung, denn mein gesamter akademischer Weg – und ich glaube auch mein Lebensweg insgesamt – lief unweigerlich auf dieses eine Thema hinaus: „Das gute Leben“.
Durch ein Vollzeitstipendium hatte ich das Glück, mich komplett auf meine Forschung konzentrieren zu können. Ich habe entsprechend viel geschrieben. Nachdem ich alles nochmal deutlich gekürzt und ausgedünnt hatte, habe ich immer noch knapp 500 Seiten eingereicht. Auch wenn das meine Gutachter sicher einiges an Lese- und Lebenszeit gekostet hat, wurde meine Arbeit wohlwollend angenommen und mit einem Forschungspreis ausgezeichnet. Zu dieser Zeit war ich aber eigentlich schon weg, war nicht mehr in der Uni, war nicht mehr in der Bibliothek, sondern schon auf einem abenteuerlichen Weg in der Welt „da draußen“.
Ich arbeite für mein Leben gern mit Menschen, und zwar am liebsten an richtig hartnäckigen Lebensproblemen. Ich weiß nicht so recht, wie ich mich dabei nennen soll, denn „Philosoph“ ist ja eher eine akademische Bezeichnung. Ich nenne mich auch nicht so gerne „Coach“ oder „Berater“, weil das oft so klingt, als wüsste ich irgendetwas, was die anderen nicht wissen – und würde den Menschen dann „Lebenstipps“ und Ratschläge geben. Ratschläge sind aber vor allem eines: Schläge. Für mich ist es essentiell, meinen Klienten auf Augenhöhe zu begegnen: Wer zu mir ins Coaching kommt, dem werden keine fertigen Lösungen präsentiert. Ich kenne ja noch nicht mal das Problem. Es gibt im Leben sowieso keine Patentlösungen. Daher gehe ich mit meinen Klienten auf die Suche nach individuellen Lösungen. Zwar bin ich dabei natürlich schon ein Experte für das gute Leben und kenne auch die psychologischen und neurobiologischen Grundlagen für erfolgreiche Veränderungsprozesse. Und trotzdem bleibt es immer ein Dialog, ein Gespräch, in dem der Klient mehr Redezeit einnehmen sollte als ich – niemand möchte im Coaching irgendwelche Vorträge hören. Aber es gibt auch noch einen zweiten Grund, warum ich Bauchschmerzen habe, wenn ich mich als „Coach“ bezeichne: Da dies kein geschützter Begriff ist und es entsprechend auch keine geltenden Ausbildungsstandards gibt, sind da draußen jede Menge Scharlatane unterwegs, die nicht wissen, was sie tun. Deswegen ist der Ruf des Coachings auch nicht unbedingt der beste – und leider muss ich sagen: zurecht.
Die Probleme und Herausforderungen, die mir im Coaching begegnen, entstammen nicht der akademischen Philosophie, sondern sind immer praktischer Natur: Niemand kommt zu mir, weil er etwas über Kant oder Hegel lernen möchte; sehr viele kommen hingegen, weil sie alles Materielle haben und sich trotzdem leer fühlen; weil sie zwar einen guten Job haben, aber ihre Gesundheit darunter leidet; weil sie zwar wissen, was sie tun müssen, aber es einfach nicht tun; weil sie zwar eine wundervolle Familie haben, aber immer wieder in dieselben Streitmuster geraten, ohne zu wissen, warum; weil sie zwar so viele Freiheiten haben wie niemals zuvor, aber keine Orientierung finden und nicht wissen, was sie mit ihrem Leben tun sollen. Das alles sind alltägliche, aber deshalb ja keineswegs banale Lebensfragen. Im Gegenteil: Gerade weil diese Fragen so grundsätzlich sind, so existenziell, brauchen wir dafür nicht nur die Philosophie, sondern vor allem auch die Psychologie und Hirnforschung. Ich selbst habe daher einige Zusatzausbildungen absolviert, um das gute Leben umfassend abdecken zu können; und ich habe auch in meiner Doktorarbeit interdisziplinär gearbeitet und entsprechend viel zur Psychologie und Neurobiologie des guten Lebens geforscht.
Weil ich absolut davon überzeugt bin, dass das gute Leben für jeden Menschen ein hochinteressantes Thema ist, möchte ich damit auch ein größeres Publikum erreichen. Im Coaching und in Seminaren kann man natürlich sehr intensiv arbeiten, aber auch nur mit einer sehr begrenzten Anzahl von Teilnehmern. Die Intensität dieser Arbeit erfüllt mich, die Reichweite hingegen ist dabei unbefriedigend: Wenn die Philosophie schon etwas zu bieten hat, dann doch nicht nur für einige wenige Menschen! Deswegen habe ich mit meinem Studienfreund Sebastian Alefs philosify gegründet. Wir möchten allen Menschen (mit Internet-Anschluss und derzeit nur in deutscher Sprache) die Möglichkeit geben, sich selbst und ihr Leben weiterzuentwickeln, unabhängig von Ort, Zeit und Geld. Ich schreibe bei philosify die Texte. Sebastian kümmert sich darum, dass diese Texte auch gelesen werden. Seine Aufgabe ist es, die Philosophie des guten Lebens so vielen Menschen wie möglich zugänglich zu machen. Er liest und beantwortet jeden Kommentar und jede Frage – ob über Facebook, per Mail, oder über unsere anderen Kanäle. Ich bin wiederum euer Ansprechpartner in Sachen Inhalte, Umsetzung und Coaching. Für uns ist das, was wir mit philosify versuchen, alles noch recht neu und wir müssen uns noch zurechtfinden. Wir freuen uns daher tierisch über euren Support und euer Feedback!
Danke und herzliche Grüße 🙂
Euer Hendrik
tl;dr: Moin, ich bin Hendrik, Philosoph, mein Lieblingsthema ist das gute Leben, sowohl in der Theorie (Wissenschaft) als auch in der Praxis (Leben). Ich schreib übrigens die ganzen Texte bei philosify.